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Nach diversen Pannen des Weltklimarats IPCC gerät dessen Vorsitzender, Rajendra Pachauri, zusehends in die Kritik. Deutsche Klimaforscher fordern nun öffentlich seinen Rücktritt.

Klima 09.02.2010

Der Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, Hartmut Graßl, sagte im Gespräch mit der "Frankfurter Rundschau", Pachauri solle "reinen Tisch machen" und die Leitung des wichtigen Gremiums in andere Hände geben.

Der Leiter des Instituts für Küstenforschung am GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht, Hans von Storch, nannte den IPCC-Chef eine Belastung für den Klimarat, da er offenbar "Schlampereien" bei den Kontrollen des UN-Klimaberichts von 2007 zugelassen habe.

Die Himalaya-Gletscher-Affäre

Graßl und Storch stehen in einer Reihe mit internationalen Klimaforschern, die dem IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) Fehler und Interessensverquickungen vorwerfen. Augenfälligster Fehler im vierten Weltklimabericht war die Prognose, dass die Himalaya-Gletscher bis 2035 verschwunden sein könnten. Wissenschaftler sehen eher das Jahr 2350 als realistisch an.

"Dieser Fehler hätte nicht passieren dürfen", hatte dazu Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bereits im Januar gesagt. Für Irritationen hatte auch die Veröffentlichung kritischer internen E-Mails gesorgt. Außerdem werfen Kritiker Pachauri Interessensverquickungen vor, weil er weiterhin als Leiter eines Forschungsinstituts tätig ist.

"Keine Publikationen von Freunden bewerten"

Von Storch hatte kürzlich eine Reform des IPCC vorgeschlagen. So müsse die Praxis beendet werden, dass Forscher als Leitautoren vor allem "Publikationen von sich selbst und ihren Freunden bewerten". Interessen von Unternehmen und Umweltverbänden müssen strikt herausgehalten werden.

Außerdem solle es ein unabhängiges Beratungsgremium geben, das nicht an der Erarbeitung der IPCC-Berichte mitwirkt, sondern den Umgang mit Interessenkonflikten und Fehlern regelt. Wichtigen Leitautoren müssen regelmäßig wechseln, forderte von Storch. Der Weltklimarat solle stärker auf Kritik eingehen. Als letzten Punkt fordert der Klimafolgenforscher eine strikte Trennung wissenschaftlicher Arbeit und politischen Funktionen.

"Hängepartie schadet dem Klimarat"

Nach von Storchs Ansicht ist der erste Teil des mehr als 3.000 Seiten umfassenden Berichts, der die Datenbasis zum Klimawandel umfasst, von hervorragender Qualität. Der zweite Teil, der die Folgen des Klimawandels beschreibe, weise dagegen Schwächen auf. Der Meteorologe sagte in der "Frankfurter Rundschau" voraus, dass weitere Fehler auftauchen werden.

Graßl äußerte die Sorge, dass Politiker wegen des beschädigten Ansehens des IPCC die berechtigten Warnungen vor den Folgen des Klimawandels nicht mehr ernst genug nehmen. Das Faktum des menschengemachten Klimawandels steht für Graßl und von Storch außer Zweifel. "Doch wenn Pachauri im Amt bleibt, bekommen wir eine Hängepartie, die dem Klimarat schadet", sagte Graßl der Zeitung.

science.ORF.at/dpa

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