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Forstzertifizierung

Zusammenfassung zum Thema:

Zertifizierung Waldbewirtschaftung – Forstwirtschaft – nationale und internationale Systeme

 

31. Tagung der Ziviltechniker für Landwirtschaft,
Forstwirtschaft und Biologie,
9. – 11.1.2002, Salzburg

F

orstwirtschaftliche Zertifizierungssysteme – Entstehungsgeschichte - Stand der Dinge - Nutzeffekte

 

Entstehung - Historie

Vor über 10 Jahren begannen internationale Umweltschutzgruppen, allen voran der World Wildlife Fund (WWF) und Greenpeace international, Druck auf die „International Tropical Timber Organization (ITTO)“ auszuüben. ITTO repräsentiert die Hauptproduzenten und die größten Verbraucher von Tropenholz weltweit. Man wollten erreichen, daß ITTO ein System einführt, welches die nachhaltige Produktion von Tropenholz gewährleistet. Fünf Jahre nachdem der Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“ (sustainable development) von der UN (world commission on environment and sustainable development UNCSD) kreiert wurde, fand 1992 der Weltkongreß (UNCED - Conference on Environment and Development) in Rio de Janeiro statt. Auf diesem Kongreß wurden die ersten forstwirtschaftlichen Regelungen zur nachhaltigen Bewirtschaftung und Entwicklung der Wälder der Erde festgeschrieben. 1992 war somit das Geburtsjahr der ersten forstwirtschaftlichen Zertifizierungssysteme[1]. Damals wurde auch die einzige international gültige Definition des Begriffes der nachhaltiger Forstwirtschaft geschaffen. Diese Definition fußt auf drei fundamentalen Bereichen – denen der Umwelt, der Ökonomie und der Gesellschaft. Eine nachhaltige Forstwirtschaft kann also nur dann erfolgen, wenn die Faktoren Umwelt, Ökonomie und Gesellschaft so gebraucht werden, daß die Erfüllung rezenter Bedürfnisse ohne negative Beeinträchtigung zukünftiger Bedürfnisse realisiert wird.

 

Internationale Nachhaltsdefinition

Der Originalwortlaut: „Sustainable development is defined as meeting  "the [human] needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs (p.8)“

Die in dieser Definition enthaltene Berücksichtigung gesellschaftlicher Belange läßt erkennen, wie schwierig es ist, einen internationalen Standard in bezug auf den Urproduktionsbereich Forstwirtschaft zu definieren. Während eine Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft (Kinderarbeit, Verbot der Organisation von unabhängigen Arbeitnehmerorganisationen, ... usw.) in Europa de facto nicht mehr gegeben ist (und deshalb auch in keiner nationalen Nachhaltigkeitsdefinition enthalten ist), ist die Einbeziehung der gesellschaftlichen Belange in die Nachhaltigkeitsdefnition für manche Länder der Dritten (und auch Zweiten) Welt, unerläßlich.

Daß aber auch eine international gültige Nachhaltsdefinition für verschiedene Industriestaaten seine Tücken aufweisen kann, sei anhand eines kleinen Beispiels beim Vergleich der Unterschiede zwischen mitteleuropäischer und angloamerikanischer Forstwirtschaft aufgezeigt:

“The USDA[2] Forest Service Pacific Northwest Research Station, the Washington State Department of Natural Resources and the College of Forest Resources of the University of Washington released a cooperative study entitled Economic Analysis of Forest Landscape Management Alternatives (1996).  The study found that the production of mature, high-quality timber pays in part for the cost of improved forest management.  A key component of certification forest management plans is often longer rotation times.  Maintaining a forest with a longer rotation time also increases the amount of thinning treatments necessary, which in turn provides more jobs for the community, thereby saving the state a small amount of short-term unemployment compensation payments, and increasing tax revenues at all levels.  The study also pointed out that these economic benefits occur over the long-term (p. 69-71).”

Die Frage der Wahl von Umtriebszeit und der mit dieser zusammenhängenden Behandlungsvarianten (Jungwuchspflege, Durchforstung usw.) ist in Mitteleuropa seit Jahrzehnten beantwortet und gängige Bewirtschaftungspraxis. Ähnliche Studien, wie die hier angesprochene, wurden bei uns schon in den 60-er Jahren durchgeführt und deren Ergebnisse werden seit dieser Zeit konsequent angewandt.

 

Welche Systeme gibt es?

Zur Zeit konkurrieren zwei internationale Systeme:


FSC (Forest Stewardship Council; WWF/Weltbank)

PEFCC (Pan European Forest Certification Council; nationale Systeme)

Beide Systeme sind so aufgebaut, daß sie als übergeordnete Zentralsysteme von regionalen bzw. von nationalen Zertifizierungssystemen/Standards zu sehen sind. Bis dato ist jedes regionale bzw. nationale Zertifizierungssystem einem der Zentralsysteme FSC oder PEFCC zuzuordnen. Derzeit haben auch nur diese Systeme ein Produktlogo. Das heißt, nur FSC und PEFCC können mittels der sogenannten „chain of custody“ Produkte für den Endverbraucher kennzeichnen. Hier nur ein kleiner Auszug aus den bestehenden Systemen:

System

Produkt-
logo

Region

Initiiert

durch

ATFS
American
Tree

Farm

System

 

 

 

 

USA

 

 

Waldeigen-tümer

CSA

Canadian

Standards

Association

 

 

Kanada

 

Forst-industrie

FSC

Forest

Stewardship

Cuncil

 

 

 

International

 

 

ENGO’s

LEI

Lembaga

Ekolabel

Indonesia

 

 

 

Indonesien

 

 

Wald-eigentümer

PEFC

Pan

European

Forest

Certification

 

lokale Standards:

BRD,

Finnland

Österreich,

Schweden,

...

 

 

Wald-eigentümer

SFI

Sustainable

Forestry

Inititive

 

 

 

USA

 

Forst-industrie

 

Wie weit die nordamerikanischen Systeme (ATFS, SFI und CSA) unter der Dachorganisation PEFCC das PEFC Produktlogo nutzen werden, ist bis heute noch nicht geklärt.

Tatsache ist allerdings, daß vor dem Hintergrund der angeführten großen internationalen Unterschiede in den jeweiligen Waldbewirtschaftungsformen es notwendig geworden ist, die internationalen Waldzertifizierungssysteme zu regionalisieren. Sowohl FSC als auch PEFC haben nationale oder regionale Standards entwickelt. Der Vergleich dieser System muß deshalb auf einer sehr abstrakten Ebene stattfinden. Unterschiede nationaler Standards der jeweiligen internationalen Systeme ergeben sich hauptsächlich durch:

1)     Ökologische Voraussetzungen (großklimatische Waldgesellschaften, ...): Tropenwald – boreale Waldgesellschaften.

2)     Wirtschaftliche Unterschiede: Industriestaaten – Dritte Welt.

3)     Gesellschaftliche Unterschiede in der grundsätzlichen Einstellung zur Bewirtschaftung der Wälder: USA – Mitteleuropa.

CEPI (Conferderation of European Paper Industrie, Brussels) hat eine umfassende Liste der weltweit wichtigsten Zertifizierungssysteme aufgelegt (überarbeitete Ausgabe November 2001: http://www.cepi.org/htdocs/public/public_0001.html). In dieser Publikation werden auch die einzelnen Systeme in einer Matrix miteinander verglichen. Inwieweit der darin gewählte Abstrahierungsgrad ausreicht, um einen Vergleich der Systeme darzustellen, wird sich weisen.

Wieviel Wald ist weltweit schon zertifziert?

Quelle: Ewald Rametsteiner und Markku Simula: Background Paper for Workshop on Forest Certification: Forging Novel Incentives for Environment and Sustainable Forest Management – Brussels, September 6 – 7, 2001, European Forest Institute, EFI Proceedings No. 43 2001

Nutzeffekte:

Nutzeffekte aus der Zertifizierung können aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden, eine Unterscheidung in externem und internem Nutzen scheint allerdings zweckmäßig.

Während die gesamte Literatur generell einen internen Nutzen in der Zertifizierung sieht (Reorganisation der internen Prozesse), ist die Generierung eines externen Nutzens (höhere Produktpreise, gesteigerte Effizienz, ... usw.) umstritten.

Für die Produzenten von Forstprodukten ist die Bandbreite der Aussagen über externe Nutzeffekte besonders groß. Sie reicht von keinerlei positiven Effekten bis hin zur Erzielung von 10% – 15% Mehrerlös. In manchen Aussagen wird auch von keinen höheren Produktpreisen, dafür aber von der Möglichkeit zertifiziertes Holz verkaufen zu können, während nicht zertifiziertes Holz unverkäuflich war, gesprochen.

 

Viele sprechen auch davon, daß die größten Vorteile der Waldzertifizierung im Zwischenhandel von Forstprodukten anzusiedeln sind[3]. Vorwiegend wird hier das Halten oder Erweitern von Marktanteilen und von höheren Preisen für Nischenprodukte gesprochen.

Der Endverbraucher kann das Gefühl, Produkte aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft zu kaufen, als Vorteil verbuchen.

Die Nachfrage des Endkunden nach zertifizierten Forstprodukten ist derzeit noch sehr gering. Mit Ausnahme von Tropenholzprodukten wird kurzfristig nicht zu erwarten sein, daß sich die Nachfrage nach zertifizierten Holzprodukten durch den Endkunden signifikant erhöhen wird. In Europa ist Holz generell mit dem Image des hochwertigen, ökologisch unbedenklichen Rohstoffes belegt. Somit ist es in Europa schwierig, dem Endkunden zertifiziertes Holz schmackhaft zu machen.

Anderseits hat Holz in Nordamerika nicht den hohen ökologischen Stellenwert wie in Europa. Es gibt einige Studien aus den USA, die besagen, daß die Endkunden grundsätzlich bereit sind, mehr für Holz aus ökologisch verträglicher Forstwirtschaft zu bezahlen. Über die Höhe des akzeptierten Mehrpreises kann allerdings noch keine Aussage getroffen werden. Dies wird erst der tatsächliche Markt zeigen. In Nordamerika liegt die Wahrnehmung des Endkunden bezüglich zertifizierten Holzes auf einem sehr geringen Niveau.

 

Zusammenfassung:

Die Globalisierung unserer Wirtschaft bringt es mit sich, daß unsere Forstprodukte international vermarktet werden. Holz aus Österreich wird u.a. nach Japan, in die USA und nach Italien verkauft. In dieser globalisierten Welt hat Österreichs Forstwirtschaft genauso wie Österreichs Säge- und Papierindustrie den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Alle diese Sparten können mit Fug und Recht behaupten, seit ihrem Bestehen im Einklang mit Natur und Gesellschaft erfolgreich gewirtschaftet zu haben. Die internationale Zertifizierung forstlicher Bewirtschaftung bietet unserer Forst- und Holzwirtschaft die Möglichkeit, sich dem internationalen Vergleich zu stellen. Wenn diese darüber hinaus auch noch das Potential birgt, Holz als nachhaltig produzierten Rohstoff am Markt zu positionieren, so scheint es nicht nur als Gebot der Stunde, international anerkannte Zertifizierungssysteme einzusetzen, es erscheint darüber hinaus auch sinnvoll, alle Anstrengungen der Holwerbung zu bündeln (Stichwort ProHolz – PEFC – FSC).

 

 



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