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Eigentlich war es nur mehr eine Frage der Zeit, denn die Vorzeichen standen schon seit langem auf Sturm. Wie wir in unserem Artikel vom 5. Dezember 2010 bereits angedeutet haben: Umwelt-NGO’s und Sozial-NGO’s waren sich in Waldfragen schon seit langem nicht mehr Grün… zumindest nicht, wenn es um REDD+ (also gegen die Abholzung von tropischen Regenwäldern) ging.
Umweltschutzorganisationen stehen und standen schon immer im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik. Vielfach auch zu Recht wie u.a. diese Artikel The wrong kind of green und Amazongate beweisen (weitere Artikel zu diesem Thema finden Sie hier).
Meist waren dies allerdings Angriffe auf US-amerikanische Umwelt-NGO’s die von US-amerikanischen Konzernen finanzielle Unterstützung erhalten hatten. Das Role-Model für solche unheilige Allianzen zwischen Wirtschaft und Umweltschutzorganisationen war die Partnerschaft zwischen Shell und Greenpeace, die nach dem Medienrummel rund um die geplante Versenkung des schwimmenden Öltanks „Brand Spar“ geschlossen wurde.
Dass allerdings jetzt eine waldbasierte Kontroverse zwischen Umwelt-NGO’s und Sozial-NGO’s öffentlich vom Zaun gebrochen wurde, muss einen triftigen Grund haben. Denn der Frontalangriff durch eine sozial-NGO gegen eine Umwelt-NGO ist nun schon die zweite Attacke innerhalb kürzester Zeit. So hat erst vor einer Woche die US-amerikanische Sozial-NGO CORE massive Vorwürfe gegen das Wald-Label FSC erhoben. Die nun erhobenen Vorwürfe der Sozial-NGO Global Witness gegen den WWF sind jetzt der vorläufige Höhepunkt der Eskalation.
Vordergründig betrachtet, werden in diesem Konflikt Umweltschutzagenden mit (Landnutzungs-) Rechten von Minderheiten (indigenen Völkern) gegeneinander ausgespielt. Grob vereinfacht werfen sich die Kontrahenten gegenseitig vor, dass Umwelt-NGOs Naturschutz und Biodiversität höher Bewerten als die Rechte von indigenen Völkern, umgekehrt wird den Sozial-NGOs vorgeworfen, Natur- und Umweltschutz zu vernachlässigen. Und dann kann es natürlich auch vorkommen, dass den Umwelt-NGOs Geschäftemacherei auf Kosten der Natur vorgeworfen wird.
Sachlich betrachtet, stellt sich natürlich schon die Frage, wieso Global Witness gerade jetzt Praktiken des WWF anprangert die der WWF nachgewiesener Maßen schon seit langem anwendet (Literatur WWF und John Vidal). Grundsätzlich kann man dem WWF diese Praktiken auch gar nicht ankreiden, denn mittlerweile ist es längst bewiesen, dass eine nachhaltige Veränderung der Geschäftspraktiken von Unternehmen nicht durch äußeren Druck sondern durch intern gesetzte Veränderungsmaßnahmen erreicht wird. Ein solches Vorgehen braucht Zeit und auch entsprechende Mechanismen, die die erzielten Fortschritte einer permanenten Kontrolle unterwerfen. Fruchten die gesetzten Maßnahmen nicht, dann müssen die entsprechenden Schritte gesetzt werden und Partnerschaften aufgekündigt werden. Dass der WWF möglicherweise diese permanente Kontrolle innerhalb der Partnerschaften nicht entsprechend im Griff hatte und die Reißleine nicht zog, kann durchaus sein. Das wäre aber nicht Grund genug, um diesen massiven Angriff durch Global Witness zu rechtfertigen.
Also muss was anderes hinter diesen Vorgängen stecken.
Und es geht ganz offensichtlich um das einzige Thema, dass in allen Kulturen und Völkern dieser Erde seit jeher die größte Aufmerksamkeit genossen hat. Es geht um Macht und Einfluss.
„Die Macht sei mit uns“
Um es einfach auszudrücken: wer Regierungen in bestimmten Belangen berät, hat Macht und Einfluss. Nun spielten bisher Umwelt- und Naturschutzthemen in Entwicklungsländern keine große Rolle. Was z.B. in den Industriestaaten Westeuropas anders ist. Dort haben Umwelt-NGOs aufgrund ihrer über lange Zeit hinweg aufgebauten Beziehungen zu den Umweltresorts der Ministerien (und der Ausübung subtilen Drucks mittel der Androhung von Medienkampagnen) eine sehr machtvolle Position eingenommen. Ja es gibt sogar westeuropäische Länder, in denen generell Umweltprogramme erst dann ausgerollt werden, nachdem Umweltschutzorganisationen wie der WWF die Programme abgesegnet haben.
Anders war das bisher in den Entwicklungsländern. Mit Medienkampagnen konnte man dort nicht drohen. Somit blieb als einzige Möglichkeit für NGOs zur Einflussnahme auf Regierungen die Bereitstellung von Geldern. Was ja auch bisher sehr erfolgreich geschehen ist.
Allerdings dürfte sich jetzt mit der zunehmenden Dynamik des Themas REDD+ und den damit verbundenen Geldflüssen in Entwicklungsländer eine neue Situation für NGOs ergeben. Und wir sprechen hier nicht von den Geldern, die von multilateralen Institutionen wie UN-REDD oder der FCPF (FIP) der Weltbank kommen. Hier geht’s es um die Gelder die von sogenannten voluntary carbon markets kommen.
Und da geht es um das richtig große Geld. NGOs die Regierungen von Entwicklungsländern dabei unterstützt, diese Gelder zu verwalten (und zu verteilen), werden enorm an Macht und Einfluss gewinnen. Mehr als sie bisher sich hätten je erträumen lassen.
Und das ist nun der „heilige Gral“ um den der Kampf zwischen Umwelt-NGOs und Sozial-NGOs entbrannt ist.
Und wie so oft im Leben, geht es wieder einmal nicht im die Sache selbst, sondern um den „Schaaatz“, den Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden (J.R.R. Tolkien).
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Global Witness gegen WWF: Der Machtkampf ist nun offen ausgebrochen