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Wieso die EU Agrarpolitik die Entwaldung von Regenwäldern forciert oder anders gefragt: wieso bekämpft die EU illegale Holzschlägerungen, nicht aber Entwaldung?

Die EU argumentiert ihr Programm zur Bekämpfung der illegalen Holzschlägerungen (FLEGT – Forest Law Enforcement, Governance and Trade) als Maßnahme zur Verringerung der globalen Entwaldung und somit auch als Beitrag zur Rettung unseres Klimas. Was grundlegend falsch ist. Mehr als ¾ der globalen Entwaldungsfläche ist nicht auf illegale Holznutzung sondern auf die Schaffung von landwirtschaftlicher Nutzfläche zurückzuführen.

Die EU ist ein starker Verfechter von Agrarsubventionen. Es müssen unsere Bauern gegen die ruinösen Weltmarktagrarpreise gestützt werden, so zumindest rechtfertigt die EU ihre Agrarpolitik.

 

Agrarpreise stabil seit 1990

Dass die Agrarpreise eigentlich seit 1990 fast nicht mehr sinken weil nahezu alle Effizienzpotentiale in der Landwirtschaft ausgeschöpft sind (Verbesserung des genetischen Materials durch herkömmliche Züchtung und Einsatz von Kunstdünger) und die Nachfrage nach Nahrungsmitteln unvermindert anhält, verschweigt die EU geflissentlich. Aber das sei nur am Rande erwähnt.

Viel schwerwiegender sind da die Auswirkungen der EU Agrarpolitik. Die EU entkoppelt zunehmend Agrarsubventionen von den produzierten Mengen womit die EU Agrarproduktion sinkt (z.B. sinken die Hektarerträge bei biologischer Landwirtschaft oder es werden Agrarflächen überhaupt still gelegt).

 

Der europäische "Landraub1"

Dies wiederum hat zur Folge, dass die EU immer mehr Agrarprodukte aus dem Ausland importieren muss und somit ihre Agrarproduktion ins Ausland verlagert.
EU Agrarsubventionen werden dazu verwendet um die unproduktivere biologische Landwirtschaft zu stützen, um Landschaftspflegeleistungen der Bauern abzugelten, die Grundwasserbelastung durch Intensivlandwirtschaft zu mindern – kurzum um die Umwelt in der EU lebenswerter zu machen. Dies allerdings geschieht alles auf Kosten einer geringeren Produktivität der eigenen Landwirtschaft was dazu führt, das Entwicklungsländer unsere Nahrungsmittel produzieren müssen. Jene Entwicklungsländer, die derzeit massiv mit dem Problem der Entwaldung beschäftigt sind.

Das kommt ihnen, geschätzter Leser irgendwie bekannt vor und es entstehen bei ihnen Assoziationen mit der Biodieselproduktion auf Basis von malaysischem und indonesischem Palmöl? Nun, sie liegen vollkommen richtig. Die vor 10 Jahren von der EU beschlossene „grüne Revolution“ in Sachen Biotreibstoffe schlägt in dieselbe Kerbe wie die heutige Agrarpolitik: letzten Endes sind beide ein Schlag ins Wasser mit dem Effekt, dass die EU damit nur zur schnelleren Entwaldung unserer Regenwaldgebiete beigetragen hat.

 

Die unbequeme Wahrheit

Und so kommen wir nun zum Kernthema: Wieso nur will die EU auf Biegen und Brechen verschweigen, dass die Entwaldung der Regenwälder zum Großteil auf die Schaffung landwirtschaftlicher Flächen und nicht auf illegale Holznutzungen zurückzuführen ist?

Die Antwort liegt auf der Hand: ein ernsthaftes Engagement der EU im Kampf gegen die Regenwaldentwaldung würde ihre gesamte Agrarpolitik konterkarieren - da ist es doch viel bequemer den gesamten Agrarbereich aussen vor zu lassen und sich dem wirtschaftlich unwichtigeren Bereich des Holzimportes zu widmen (der Vollständigkeit halber muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass wir selbstverständlich gegen jede illegale Holznutzung sind).

Dass die EU Agrarpolitik eine nicht unwesentliche Rolle bei der Entwaldung von Regenwäldern spielt, ist eine unbequeme Wahrheit, zumindest für die EU, deshalb müssen illegale Holznutzungen als Haupgrund von Entwaldung – zumindest in der offiziellen Argumentation der EU, herhalten. FLEGT sei dank!


1: Oliver Grimm: EU Agrarpolitik: Der Acker ist gepflügt, Die Presse, 25.5.2010

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Die EU Agrarpolitik, FLEGT und REDD+


 



Blog | by Dr. Radut