Jump to Navigation

Eichen

Artikel in der Österreichischen Forstzeitung (ÖFZ) 7/99, S. 12 - 13

WWG Weilhart setzt auf Eichen

Die Waldwirtschaftsgemeinschaft Weilhart in Oberösterreich (WWGW) hat sich zum Ziel gesetzt, für die künftige Waldbewirtschaftung vermehrt auf ökologische Aspekte zu achten, ohne die ökonomischen Bedürfnisse der Kleinwaldeigentümer außer Acht zu lassen.

Das Gebiet der 1998 gegründeten WWGW reicht von der kollinen Eichen–Hainbuchen-Waldstufe bis zur submontanen Buchenwaldstufe. Im Einzugsgebiet der WWGW finden sind alle Übergangsformen von Braunerde über Semipodsol bis zum Podsol, wobei Semipodsole am häufigsten vorkommen. Der Jahresniederschlag bewegt sich zwischen 800 bis 1100 mm, wovon 350 bis 440 mm in der Vegetationszeit fallen. Aufbauend auf diesen Vorgaben wurden Vergleiche angestellt, welche Baumarten zur Natur- oder Kunstverjüngung geeignet seien.

 

Risikoabschätzung

Für die Baumartenwahl wurden Vor- und Nachteile folgender Überlegungen abgewogen:

  • Es besteht eine permanent erhöhte Prädisposition gegenüber der Kleinen Fichtenblattwespe und Borkenkäfern.
  • Seit Jahren ist einflächiges Kiefernsterben zu beobachen.
  • Es treten zyklisch extreme Naßschnee-Ereignisse auf. Die ökologische Verträglichkeit der zu verjüngenden Baumart hinsichtlich der Standortsfaktoren Boden und Klima muß gegeben sein (sowohl bezüglich des Einflusses der Baumarten auf die Bodenentwicklung, als auch umgekehrt des Einflusses des Standortes mit seiner vorgegebenen Nährstoff- und Wasserversorgung auf die Baumarten).
  • Wirtschaftliche Erfordernisse hinsichtlich der Deckung des Eigenbedarfs des jeweiligen Waldeigentümers an Walderzeugnissen (Nutz- und Brennholz) sind zu berücksichtigen.

Jungbestandspflege

Hier ist einerseits zu unterscheiden zwischen

  • dem anzuwendenden Pflege- und Verjüngungsmodell - es sollen nur jene Baumarten und Verjüngungsmethoden zur Anwendung kommen, für die bereits wissenschaftlich abgesicherte und praxisreife Pflegemodelle ausgearbeitet wurden
  • und der tatsächlichen Sicherung der Durchführung von Pflegemaßnahmen. Pflegeaufwendige Verjüngungen können nur dort empfohlen werden, wo aufgrund der Einstellung des Waldeigentümers zur Waldwirtschaft eine permanente Pflege als gesichert erscheint.

Im Spätwinter 1998 wurde für 8 WWG-Mitglieder ein Verjüngungsprogramm erstellt. Davon haben sechs im Frühjahr 1999 Stieleichenkulturen angelegt. Zwei werden auf zur Nutzung anstehenden Flächen eine Buchen-Naturverjüngung einleiten.

Unbefriedigende Situation bei Stieleiche

Da allgemein eine äußerst unbefriedigende Ausgangssituation betreffend der Variabilität der vorhandenen anerkannten Stieleichen-Erntebestände vorliegt, mußte nach Besichtigung einiger anerkannter Erntebestände doch das Risiko eines Experimentes eingegangen werden. Vier Stieleichen-Herkünfte wurden eingesetzt:

  • Bayern – Freilassing - Aichet, 3/0
  • Linz – Urnenhain, 2/0
  • Oberösterreich – Taufkirchen, 3/0
  • Oberösterreich – Geinberg, 3/0

Das Niederhalten von verdämmender Schlagflächenvegetation in den ersten Jahren nimmt bei Eichen-Kulturen hohe Priorität ein. Aufgrund des WWG-Ziels, umweltverträgliche und ökologische Waldwirtschaft zu betreiben, scheidet Herbizideinsatz zur Unkrautbekämpfung aus. Wie sich Schlagflächenvorbereitung mittels Stockfräse auf die Unkrautentwicklung auswirkt, soll auf zwei Versuchsflächen geprüft werden. Vorteil der so durchgeführten Schlagvorbereitung: Pflanz- und Pflegearbeiten sind leicht durchführbar.

Richtige Pflanzlochgröße

Da bei der Begründung von Eichen-Kulturen großes Augenmerk auf die richtige Pflanzlochgröße gelegt werden muß, kamen nur maschinelle Methoden zur Pflanzlochherstellung zum Einsatz. Die Waldeigentümern schafften sich eigens für diese und künftig anstehende Eichenkulturen einen Pflanzlochbohrer an (an die Dreipunkthydraulik eines Ackerschleppers angebaut).

Gepflanzt wurde bis auf eine Ausnahme mittels klassischer Reihenmethode mit 2 m Reihenabstand und 80 cm Abstand innerhalb der Reihe. Jede dritte Reihe führten die WWG-Mitglieder mit Hainbuchen im Abstand von 1,5 m in der Reihe aus. Eine Fläche wurde mittels Teilflächenkultur (sogenannter "Nesterpflanzung", siehe Österreichische Forstzeitung 2/96, S. 14) begründet, wobei die Nester in einem Abstand von 8 m angelegt sind und jedes Nest auf einer Fläche von 2 m2 20 Stieleichenflanzen umfaßt. Als Füllholz werden Hain- und Rotbuche sowie Kirsche verwendet. Da die Pflanzlöcher bereits einige Zeit vor dem Setzen der Pflanzen gebohrt wurden, achtete man darauf, daß entweder bei Regenwetter oder kurz danach gepflanzt wurde. War dies nicht möglich, so wurden die Löcher kurz vor dem Pflanzen gegossen.

Förderung verlangte Zäunung

Jede Fläche wurde vom Waldbesitzer rehwildsicher gezäunt (dies ist leider ein verpflichtender Bestandteil des Förderungsübereinkommens, siehe ÖFZ 5/99, S. 23-24). Zusätzlich versucht die WWG, mit den Jagdausübungsberechtigten eine Vereinbarung über eine periodische Kontrolle der Waldschutzzäune zu treffen.

Eine erste Überprüfung der Flächen nach einem Monat hat gezeigt, daß die Waldeigentümer mit der Qualität ihrer Pflanzarbeit durchaus zufrieden sein können, da das Anwuchsprozent bei über 99% liegt.

Weitere Verjüngungen vorbereiten

Jene zwei WWG-Mitglieder, die eine Naturverjüngung aus dem Altbestand anstreben, haben den letzten Winter dazu genutzt, um notwendige Lichtungshiebe und Waldschutzmaßnahmen gegen Wildverbiß durchzuführen. Beginnend vom Südsaum des Altbestandes wird hier eine Buchenvorverjüngung unter Schirm eingeleitet. Erste Ergebnisse sind frühestens in zwei bis drei Jahren zu erwarten.

Erfolg bereits nach einem Jahr

Die WWG Weilhart kann bereits nach einem Jahr ihres Bestehens stolz die ersten Ergebnisse einer naturnahen Waldwirtschaft präsentieren. Alle Beteiligten sind sich darüber einig, daß dies nur der Anfang ist und die kommenden Jahre noch viel an Arbeit und Lernaufwand bringen werden. Hat man aber einmal die Freude und Begeisterung in den Augen der Landwirte bei einer gemeinsamen Begehung der Eichenflächen gesehen, dann ist klar, daß hier die Zukunft der Wälder in guten Händen ist.

Auch das Eichenprojekt der WWGW hat vielfache Beachtung in den Medien gefunden: Text als Download (600 kB)



Book | by Dr. Radut